// Gigaldi
Dass Gigi „Gigaldi“ Gratt auf seinem zweiten Soloalbum ein halbes Dutzend Instrumente spielt, ist eindrucksvoll. Wer mit dem Schaffen des Tausendsassas vertraut ist, wird darüber jedoch nicht verwundert sein. Eine Überraschung allerdings stellt die zentrale Rolle des gesprochenen Wortes auf AIRE dar. Die A-Seite der Platte versammelt fünf Tracks und könnte gut und gerne auch als Vertonung experimenteller Lyrik gelesen/gehört werden. Die Kompositionen sind so freigeistig wie kompakt, die Texte abgründig analytisch. Gigaldi legt seine Stimme auf einen pulsierenden Beat, konterkariert sie mit melodischen Loops, Glockenschlägen, Schwebegesang, setzt sie in einem Feld aus raffiniertem Gefrickel aus. Die Vortragsweise pendelt dabei zwischen robotisch ruhig und hochexpressiv. Silben, Wörter, Sätze werden rauschhaft wiederholt, zerstückelt, umgruppiert – bis sie im präzise gebauten Klangraum neue Bedeutungen preisgeben. Mit der Sprache halten auch politische Motive Einzug in Gigaldis Werk. Er klopft den Begriff des Bedingunglosen Grundeinkommens ab, bellt das Konzept des Eigentums an, erstattet Bericht aus der Quarantäne. Die B-Seite könnte kaum unterschiedlicher sein. Sie besteht aus einer einzigen Afrobeat-Nummer und bringt vier Gastmusiker:innen ins Spiel. Anstatt von Gigaldi ergreift hier Magdalenka (Vabrassmas) das Wort und vertieft mit ihrem herzerfrischendem Gesang in Fantasiesprache die sich nach und nach einstellende Trance. In den Groove von Drummer Bernhard Breuer (Tumido, Elektro Guzzi) schmiegen sich Georg Schwantners (Romanovstra) dynamische Saxophonlinien und Richie Herbst (Regolith) erdet die frohsinnige Hymne durch Elektronoise. AIRE schmiedet freakige Dekonstruktionen und kunterbunte Hypnose aneinander. Zwei Seiten einer Goldmedaille.
Jetzt mit neuem Programm zu hören. wir dürfen gespannt sein!
// GIS Orchestra
Das GIS Orchestra (Go for Improvised Sounds) arbeitet mit dem Prinzip der dirigierten Improvisation. Eine Reihe vorab vereinbarter Signale koordinieren das Zusammenspiel einer rund 20-köpfigen Besetzung. Die jeweils dirigierende Person ist gleichsam die Architektin des musikalischen Prozesses, sie entwirft den Grundriss, während die MusikerInnen die definierten Spielräume nach freiem Ermessen gestalten. Auf diese Weise lassen sich – auch in einer solchen Großformation – individuelle Spontanität und konturiertes Klangerlebnis miteinander verbinden und wechselseitig befeuern. Die Beteiligten kommen – geographisch betrachtet – vor allem aus den Großräumen Wels und Linz und – musikalisch betrachtet – aus den unterschiedlichsten Kontexten, Spieltraditionen und Genres. Das Ergebnis des Zusammenspiels bleibt stets unvorhersehbar. Wo sich Noiserock, experimentelle Elektronik und Free Jazz „Gute Nacht“ sagen, schlägt das GIS Orchestra nochmal auf den Wecker. Bald verträumt, bald mit voller Wucht. Spiel, Spannung und Spaß, drei in einem!
Die laufende Organisation des Orchesters obliegt Gigi Gratt (z.B. Tumido, Romanovstra, Gigaldi, NI), der das Projekt – gemeinsam mit dem Welser Kulturverein Waschaecht – 2013 ins Leben gerufen hat. Überwiegend ist es auch Gratt, der in die Rolle des Dirigenten schlüpft. Anderen Orchestermitglieder steht es allerdings ebenfalls frei, Stücke anzuleiten. Darüber hinaus werden immer wieder GastdirigentInnen geladen, bis dato etwa Elisabeth Harnik, Christof Kurzmann, Cordula Bösze, Judith Unterpertinger, George Cremaschi, Annette Giesriegl und Michael Fischer.
Das GIS Orchestra wurde 2014 mit dem KUPF-Innovationspreis ausgezeichnet.
// Astro Black
Mit ASTRO BLACK starten der Grazer Elektroniker Richie Herbst und der Wiener Saxophonist Michael Masen ein gemeinsames Projekt, das sich lange angekündigt hat. In bald zwei Jahrzehnten haben sich die Wege der beiden Musiker immer wieder vor Konzertbühnen, in Kulturräumen und Impro-Sessions im In- und Ausland gekreuzt und dann für einige Jahre im Trio FS MASSAKER und auf diversen Tonträgern eindrucksvoll ergänzt. Herbst mit noisig-dronigen Klanglandschaften mit modularen Synthesizern und Effekten, Masen am Alt- und Tenorsaxophon, in der Tradition von Grenzgängern wie Peter Brötzmann, Paul Flaherty und Kaoru Abe.
In der Band ASTRO BLACK verbinden Herbst und Masen nun alte Leidenschaften mit neuen Wegen. Sie vereinen dunkle Atmosphären mit Elementen aus Noise, Free Jazz und Elektronik. Die Werke des Duos reflektieren politische Überzeugungen sowie die Sehnsucht nach utopischen Welten, inspiriert von Science-Fiction-Themen. Bei ihren Auftritten verstärken sie die immersive Klangästhetik ihrer Musik zusätzlich mit visuellen Effekten, die das Publikum in eine faszinierende audiovisuelle Erfahrung eintauchen lassen.
RICHIE HERBST ist neben seinen Solo-Arbeiten als Mitglied verschiedener Bands und Projekten wie MRM Trio, Regolith, RHY, soundscapes und MULM sowie als Gründer des Bordone Ensembles bekannt. Zudem betreibt er das Label Interstellar Records.
MICHAEL MASEN ist Mitglied der Bands FS Massaker, Mozo Mozo und Ouls. Als Gastmusiker hat er an Aufnahmen und Auftritten von u.a. Desolat, Rolltreppe und Melt Downer mitgewirkt.