Bernhard Schnur und Band
Mitte der 1990er-Jahre dominierte in Wien die elektronische Musik. Neben Techno, Downbeat, Electronica und digitalem Radau gab es mit Snakkerdu Densk aber auch eine tolle Gitarrenband, die eingängigen Pop mit Artrock-Verschrobenheit kombinierte und am Höhepunkt ihres Schaffens mehrmals das Flex füllte. Um die Jahrtausendwende hat sich die Band aufgelöst, 2008 meldete sich ihr Sänger, Gitarrist und Songwriter Bernhard Schnur mit der im Alleingang aufgenommenen CD „Avril“ zurück. 2012 legte Schnur mit „Yol“ sein – nun mit Gastmusikern aufgenommenes und auch auf Vinyl erhältliches – zweites Album vor. Mit „Atom“ veröffentlichte Schnur heuer ein weiteres Album, erstmals mit Bläser- und Streicherarrangements ausgestattet, wunderbar abwechslungsreich und prächtig eigenbrötlerisch wie eh und je. „Für Fans von: The Beatles (eh klar), MGMT, Goran Bregovic’s Wedding & Funeral Band“ – sagt nicht Amazon, sagt der kundig geschriebene Pressetext zur Platte. (Der Falter, Wien)
Bernhard Schnur Gesang, Gitarre
Elise Mory Orgel
Oliver Stotz Gitarre, Akkordeon
Romeo Bissuti Bass
Günther Castanetti Schlagzeug
Sir Tralala
Es gibt ja, oberflächlich betrachtet, einige schrullige Typen in der aktuellen österreichischen Szene. Vom hoch sympathischen Nino aus Wien, der wirkt, als stünde er immer leicht daneben, bis zu Voodoo Jürgens, dem Vorstadt-Strizzi aus Tulln, vom studierten Sprachwissenschaftler-zum-Donauinselfest-Magnet Marco Michael Wanda bis zum intellektuell
ungreifbaren Wolkenkuckucksheim-Brudi Yung Hurn.
Und dann gibt es David Hebenstreit. Alias Sir Tralala. Er toppt sie alle. Bei einer präzisen Analyse seiner Qualitäten offenbart sich, dass er tiefer bohrt, rückhaltloser rumort und abgründiger die Realität verdichtet als alle zuvor Genannten. Und die haben schon ordentlich was drauf, keine Frage. Ihr Erfolg ist verdient. Weil dieses Handvoll – es gäbe tatsächlich noch einige mehr zu nennen – dieses Land und seine Befindlichkeit mit einer lakonischen Erzähllaune, unerhörten Tiefenschärfe und liebevollen Detailtreue vermisst. Und ihre Pop-Reportagen aus dem Inneren der Deix’schen Seelenkammern uns lässig als Unterhaltung verkauft.